Hofstelle 19 / Am Fredeholz 12

Hofstelle 19 / Am Fredeholz 12

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BauMeister : Klaus Kühlken : BauHerr : Frerich FarrelMann : DEN : II : Mertz : 1802

Es wird vermutet, dass diese Hofstelle bereits um 1700 existierte und zu dieser Zeit von der Familie Jachens bewohnt wurde, nachweisbar ist dies jedoch nicht. Alerdings heiratet Trine Margrete Jachens (*1755 in Platjenwerbe und Tochter von Frerich und Gretje Jachens aus Platjenwerbe) im Jahr 1774 Arend Farrelmann in Schönebeck. Von diesem Zeitpunkt an ist die Generationenfolge geklärt.

1802 wird das Haus von Zimmermeister Klaus Kühlken aus Platjenwerbe neu errichtet oder erweitert. Bauherr ist Sohn Frerich Farrelmann, der 1804 Gesche Margrete Werkmeister aus Platjenwerbe heiratet. Nach ihrem frühen Tod heiratet er bereits ein Jahr später Gretje Heins aus Schönebeck. Er war Seesoldat und diente (laut Meierabgleich von 1812) in der Kaiserlichen Marine.

Bereits 1839 wird die Hofstelle von dem Seefahrer und Koch Hinrich Farrelmann abgelöst. Er stirbt 1866 in New York, wo er sich wohl eine Existenz aufgebaut hatte, denn Sohn und Witwe ziehen ebenfalls nach New Jersey in Amerika und lassen die Hofstelle hier durch den bevollmächtigten Schmied Johann Hinrich Meyer aus Platjenwerbe Nr. 3 verkaufen. Es findet eine Ausschreibung statt und am 18. April 1876 erhält Christian Wilhelm Rödenbeck gegen Zahlung von 4.872 Mark den Zuschlag für das Haus mit Garten und Land in einer Größe von etwa 5 Morgen. Weitere Ländereien werden an Claus Lamcken in Holthorst, Johann Hinrich Meyer und Hermann Harenborg aus Platjenwerbe verkauft. 

2014 wird das Haus innerhalb der Familie verkauft und kurz darauf ein weiteres Mal. 2015 erfolgt ein Umbau mit historischen Materialien, das Haupthaus bleibt erhalten, lediglich der Anbau wird erweitert und das Dach neu mit Reeth gedeckt.

Musik im Dorf

In dem heute (2013) noch stehenden Reetdachhaus Nr. 19 lebte zu Beginn dieses Jahrhunderts ein sehr geachteter und bekannter Musikus. Das Haus, in welchem Wilhelm Rödenbeck sein der Musik gewidmetes Leben verbrachte, war von dem aus dem Westfälischen zugezogenen Vater erworben worden. Der Not gehorchend, mußte der junge Rödenbeck schon früh seiner Geige nicht nur süße Töne, sondern auch hartes Kleingeld entlocken. Mit 14 Jahren arbeitete er bereits als Stehgeiger, geigte unter anderem bei Meyer-Farge zum Nachmittagskaffee, dann ging es abends über die Dörfer zur Tansmusik. Gereist wurde durch Wind und Wetter mit dem Fahrrad, die Geige auf dem Rücken.

Rödenbeck arbeitete sich hoch und wurde am Bremer Stadttheater Mitglied des Sinfonie-Orchesters, später mit dem Titel eines Kammermusikers geehrt. Doch darüber hinaus entfaltete er noch weitere Aktivitäten. Er dirigierte ein eigenes Streichquartett und gab selbstverständlich noch Geigenunterricht.

Etwas abenteuerlich war es schon, wenn der Herr Kammermusiker im Winter abends zum Theater fahren mußte. Die oft grundlosen Wege – die St.-Magnus-Straße wurde erst 1920 gepflastert – zwangen ihn, in seinem guten Frack, aber mit Holzpantinen an den Füßen, sich den festen Weg zur Straße zu suchen, von wo er dann, nach Schuhwechsel, mit dem Fahrrad zum Bahnhof Lesum fuhr. Wenn am Heiligen Abend in der Lesumer Kirche der Gottesdienst beendet war, hörten die Heimkehrenden schon von weitem Weihnachtslieder über die freien Felder schallen. Fünf Bläser hatten sich auf dem Schulhof zusammengefunden. Schlachter Sievers und Herbert Schardelmann bliesen eine exzellente Trompete, Vater und Sohn Rödenbeck sekundierten, und mit dem Tenorhorn gesellte sich Jonny Kreipcke dazu. Fast eine romantisch verklärte heile Welt!