Hofstelle 32 / Schulstraße 48

Hofstelle 32 / Schulstraße 48

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Das erste Haus auf dieser Hofstelle soll nach mündlichen Überlieferungen bereits um 1680 erbaut worden sein, 1824 ist es jedoch abgebrannt und an gleicher Stelle wurde ein neues Haus erbaut. Im Jahre 1906 erfolgte ein Umbau, indem um das alte Haus herum das neue, noch heute stehende Haus entstand.

Als ersten Besitzer konnten wir allerdings erst Hinrich Seedorf, 1744 in Scharmbeck geboren, identifizieren. Er war Radmacher wie die beiden nächsten Generationen auch. Sein Enkel Hinrich Seedorf, geb. 1806 in Platjenwerbe, ist als Stellewirt in den Einwohnerlisten 1852 und 1864 dokumentiert. Aus der Ehe mit Meta Behrens gehen alle vier erwachsenen Söhne mit ganz unterschiedlichen Laufbahnen zur See.

Behrend (*1833)
der älteste Sohn, wird im Alter von 19 Jahren schon nicht mehr auf der Stelle der Eltern geführt. Er heiratet 1859 und geht nach Schönebeck. Nach den Heuerlisten der Bremer Seeleute ist er zumindest von 1854 bis 1857 zum Wal- und Robbenfang nach Grönland gereist.

Johann (*1838) 
bleibt nach seiner Zeit als Seefahrer mit dem Patent eines Kapitäns auf der Stelle. Sein seemännischer Lebenslauf zeigt die Bereisung der ganzen Welt auf. Als Zimmermann auf dem 3-Mast-Schoner „Willy“ erlebt er bereits auf dessen Jungfernreise im März 1861 den Verlust des Schiffes im Südchinesischen Meer, im Golf von Siam. Ausgehend von Singapore wurde das Schiff auf See leck und mußte aufgeben werden. Passagiere und Mannschaft, zusammen 16 Personen, gingen in die Boote, liefen zunächst die Malayische Küste an und von da aus in 11 Tagen in den offenen Booten Singapore. (Bericht in der Weser-Zeitung v. 29. April 1861). Kapitän Seedorf kam bei seinen Reisen nach Ostasien schon mal über einen Zeitraum von mehreren Jahren nicht in seinen Heimatort zurück. Zum Wiedersehen musste seine Frau mit dem Sohn Diedrich nach London reisen, dem Ausgangs- und Endpunkt der Fahrten. Ein Foto dokumentiert dieses Ereignis.

Diedrich (*1842) 
wuchsen als Junge auf einem Grönlandfahrer die Seebeine, zuletzt 1861 in diesem Revier unter Commandeur Martin Brummerhop aus Platjenwerbe Nr. 20. Weitere Fahrten nach Amerika und Fernost sind dokumentiert. Am 19. März, auf der Reise von Bremen nach Singapore, verstarb er 22-jährig im Stand eines Unterzimmermanns an Nervenfieber an Bord des Schiffes „Julie“ unter Kapitän G. Haverbeck.

Hinrich (*1851) 
begann 1865, wie üblich nach der Konfirmation, als Junge seine Laufbahn an Bord diverser Auswanderer-Schiffe nach Amerika. Nach den Aufzeichnungen des Bremer Seemannsamtes desertierte er im Stand eines Leichtmatrosen am 6. Dezember 1868 von Bord des Schiffes „E.F. Gabain“ in San Franzisko. 1875 stirbt er  in Bremen im Alter von 24 Jahren, und wird in Lesum begraben.

Der dritte Sohn Johann heiratet 1906 die Lesumerin Berta Lucie Meyer und wird der Ortsvorsteher und Bürgermeister von Platjenwerbe bis zum Beginn der Nazizeit. Das Ehepaar hatte vier Töchter, von denen die Jüngste Helmi heute 99 Jahre alt ist und noch hier lebt.