Weitere Stolpersteine für NS-Opfer

Der Künstler Gunter Demnig will mit seiner Aktion an Ermordete aus Osterholz-Scharmbeck und Ritterhude erinnern

Landkreis Osterholz. Gunter Demnig kommt nicht zum ersten Mal in den Landkreis Osterholz. Mehrfach hat der Künstler bereits in der Region Stolpersteine als Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus verlegt. Auch am Sonntag, 22. Oktober, führt ihn diese Intention nach Osterholz-Scharmbeck. Dort wird er vor acht Gebäuden Steine in den Gehweg setzen, auf denen die Namen und Lebensdaten von insgesamt acht Men- schen zu lesen sein werden. Ihre Schicksale haben die Mitglieder des Vereins Stolper- stein Initiative Landkreis Osterholz recherchiert. Wie der Verein mitteilt, handelt es sich bei ihnen um Wenzel Drab, Lucas Koning, Jan Vojens und Wladislawa Paijak. Sie muss- ten für das 1868 gegründete Bauunternehmen Stehnke beim Bau eines Tanklagers in Bremen-Farge arbeiten, hat der Verein herausgefunden. Für sie werden Stolpersteine ab 15 Uhr vor dem Haus Koppelstraße 31 verlegt. An den Sinto Otto Winter, in der Kreisstadt geboren und 1943 mit sieben Jahren in Ausschwitz ermordet wurde, wird ein Stolperstein vor dem Haus Hohetorstraße 3 erinnern (Verlegung ab 15.45 Uhr).

Gegen 16.30 Uhr wird für Georg Vogel ein Stolperstein vor dem Haus Winterbergstra- ße 12 gesetzt. Nach Recherchen der Initiative war Georg Vogel unter anderem in

der Landesheil- und Pflegeanstalt in Eberswalde untergebracht, wo sich die Spur des Euthanasieopfers verliert. Anschließend geht es zur Marktstraße. Dort werden zwi- schen 17 und 18 Uhr vor den Häusern Nummer 5 und Nummer 8 Stolpersteine für den jüdischen Arzt Dr. Richard Cohen (Hausnummer 5) und den polnischen Zwangsarbei- ter Bronislav Stempniak in den Gehweg eingelassen. Der Arzt nahm sich aufgrund des NS-Terrors 1938 das Leben, während Stempniak im Arbeitserziehungslager Bre- men-Farge ermordet wurde.

Am 9. November – dem Jahrestag der Novemberpogrome von 1938 – wird die Initiati- ve mit Unterstützung der Bauhofmitarbeiter in Ritterhude weitere Stolpersteine verle- gen. Sie sollen unter anderem an Dietrich Arfmann (Struckbergstraße 31, 15 Uhr) erin- nern, der wegen seiner Widerstandstätigkeit zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden war. Ein weiterer wird für das Euthanasieopfer Ernst Eickhoff (An der Unter- mühle 19, 15.45 Uhr) gesetzt, der in der Heilanstalt Weilmünster ermordet wurde. Und in der Heilanstalt Lüneburg wurde Käthe Behrens ermordet. An sie wird künftig ein Stolperstein (Verlegung 16 Uhr) vor dem Haus Nummer 20 am Alten Postweg erin-

nern. In Platjenwerbe wird außerdem der bei Bauarbeiten beschädigte Stolperstein er- setzt, der die Lebensdaten des NS-Opfers Leopold Sinasohn (Dorfstraße 62) trägt. Für die Stolpersteine in Ritterhude hat der Verein bereits Paten gefunden. Bis auf den Stein, der an Bronislav Stempniak erinnert, sucht die Initiative indes noch für alle Stol- persteine, die am 22. Oktober in der Kreisstadt gesetzt werden sollen, Menschen, die die Kosten von je 120 Euro übernehmen wollen. Weitere Informationen dazu gibt es on- line unter https://www.stolpersteineohz.de/.

von Brigitte Lange